Die Kollision zweier Güterzüge und der Austritt von hochentzündlichem Propangas bei Leiferde (Region Gifhorn) führen weiterhin zu erheblichen Beeinträchtigungen des Regional- und Fernverkehrs auf der Schiene. Betroffen ist die Bahnstrecke Berlin-Hannover. Die wichtige Strecke mit zahlreichen Fernverbindungen ist seit Donnerstagmorgen gesperrt. Viele ICE- und IC-Verbindungen müssen umgeleitet werden oder fallen aus. Wie lange die Einschränkungen andauern, ist noch nicht klar. Die Bundespolizei ist pessimistisch: „Nach ersten Schätzungen wird der Bahnverkehr in den nächsten Tagen nicht fließen“, sagte ein Sprecher am frühen Nachmittag. Die Züge müssen gerettet, die Oberleitung repariert werden – und ob Gleise und Untergrund betroffen sind, ist ebenfalls unklar. Zur Dauer der Streckensperrung hat sich die Deutsche Bahn noch nicht geäußert. Eine Prognose sei zunächst nicht möglich, sagte er. Reisende sollten ihre Verbindungen vor Reiseantritt überprüfen, so das Unternehmen.

Umleitungen über Uelzen führen zu Verzögerungen

Neben dem Fernverkehr betrifft der Unfall auch den Regionalverkehr: Alle Fern- und Güterzüge werden nach Angaben eines Vertreters der Bahngesellschaft Metronom bis auf Weiteres über Uelzen umgeleitet. Dadurch kommt es vor allem auf der Strecke Hannover – Hamburg zu Verspätungen der Züge. Auf der Erixx-Strecke zwischen Uelzen und Gifhorn wurde auf dem Abschnitt zwischen Uelzen und Wieren ein Busersatzverkehr eingerichtet. Zwischen Hannover, Gifhorn und Wolfsburg verkehren Enno-Züge nur zwischen Hannover und Lehrte. Auch auf der restlichen Strecke soll nach Angaben des Unternehmens ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden.

Lokführer schwer verletzt

Bei der Kollision wurden zwei mit Propangas beladene Tanklaster umgeworfen. Die beiden Güterzüge kollidierten am Donnerstag gegen 15.30 Uhr zwischen den Orten Leiferde und Dalldorf. Ein Güterzug habe an einem Haltesignal gehalten und dann sei aus noch zu ermittelnden Gründen ein weiterer Güterzug zugestiegen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Durch die Kollision wurde die Lokomotive schwer beschädigt und von den Gleisen abgehoben. Der 45-jährige Fahrer des entgegenkommenden Zuges wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, teilte die Bundespolizei mit. Der andere Fahrer wurde leicht verletzt.

Das Gasleck verzögert Rettungs- und Aufräumarbeiten

Die 25 Kesselwagen des herannahenden Güterzuges seien mit Propangas beladen gewesen, das mit Luft ein hochexplosives Gemisch bilden könne. Bei der Kollision wurden zwei Waggons umgeworfen und zwei weitere entgleist. Zwei Tanker hatten Lecks, aus denen Gas austrat. Wie viel, ist derzeit unklar. Rettungs- und Aufräumarbeiten verzögerten sich aufgrund des Gaslecks. Das Gas müsse erst vollständig entweichen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Für die Reinigungsarbeiten nahm er sich mindestens einen Tag Zeit. An der Absturzstelle gebe es derzeit einen „Ort der Zerstörung und Verwüstung“, sagte der Sprecher am Donnerstagnachmittag. Bei dem Unfall wurden auch mehrere hundert Meter Oberleitung abgerissen. Der Strom fiel aus und die Unfallstelle wurde im Umkreis von einem Kilometer abgesperrt.

Eine spezielle Werkfeuerwehr zu verpflichten

Der Bereich wurde weiträumig abgesperrt. Bundespolizei, Feuerwehr und Einsatzkräfte der DB AG sind im Einsatz. Am Nachmittag werden auch Experten der Feuerwehr Chemiepark Marl (Nordrhein-Westfalen) erwartet. Diese seien auf solche Unfälle spezialisiert und hätten die nötige Ausrüstung, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Keine Gefahr für die Bevölkerung

Ein Gasleck sorgt für ein kompliziertes Anwendungsdesign: Propangas ist nicht nur leicht entzündlich, sondern auch gesundheitsschädlich beim Einatmen. Rettungskräfte können daher nur mit schwerem Atemschutz zum Unfallort gehen. Laut Polizei müssen die Einsatzkräfte mit äußerster Vorsicht vorgehen und warten, bis alles geräumt ist, um sicher mit der Reinigung der Unfallstelle beginnen zu können. Andererseits bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung, da die Unfallstelle mitten im Wald liege, sagte ein Vertreter der Feuerwehr. Die Absturzstelle sei “zu weit von den nächsten Gebäuden entfernt”. Auch der Wind verteilt das Gas. Das kommt der Feuerwehr zugute. AUDIO: Bahnunglück bei Gifhorn: Propangas entweicht (1 Minute)

Folgende Fernzugverbindungen fallen aus:

ICE 9-Züge (Berlin – Bonn) Einzelne Züge der ICE/IC 24-Strecke (Hamburg – Hannover – Berlin / Berlin – Frankfurt/Süddeutschland) Einzelne Züge der Linie IC 26 (Berlin – Hannover – Kassel-Wilhelmshöhe – Fulda – Frankfurt/Süddeutschland) Züge der Linie IC 32 (Berlin – Hannover – Dortmund – Köln – Mannheim – Stuttgart – Ulm) Züge der Linie IC 56 (Dresden – Leipzig – Magdeburg – Hannover – Bremen – Emden – Norddeich Mole)

Auf folgenden Fernstrecken gibt es einige Ausfälle:

Züge der Linie IC 14 (Ostseebad Binz – Berlin – Hannover – Dortmund – Köln) fallen zwischen Berlin Ostbahnhof und Köln Hbf aus Züge der Linie IC 55 (Köln – Dortmund – Hannover – Magdeburg – Leipzig – Dresden) fallen zwischen Köln Hbf und Braunschweig Hbf aus Züge der Linie IC 77 (Berlin – Hannover – Bad Bentheim – Amsterdam Centraal) fallen zwischen Berlin Ostbahnhof und Hannover Hbf aus Auf anderen Verbindungen kommt es zu Umleitungen und Verspätungen.

Weitere Informationen Zugausfälle und Verspätungen sind bei der Deutschen Bahn keine Seltenheit. Welche Rechte haben Reisende in diesen Fällen? mehr Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 17.11.2022 | Zeit 14:00