IG-Metall-Landesvorsitzender Roman Zitzelberger sagte nach zwölfstündigen Verhandlungen: „Wir haben hart gekämpft und verhandelt, aber endlich liegt ein akzeptabler Kompromiss auf dem Tisch. Die Kollegen bekommen endlich die dauerhafte prozentuale Gehaltserhöhung, die ihnen zusteht.” Südwestmetall-Verhandlungsführer Harald Marquardt sprach von einem „schmerzhaften Kompromiss“, der nur deshalb akzeptabel sei, weil er den Unternehmen langfristig Planungssicherheit gebe. Zusätzlich ist eine automatische Diversifikation für bedürftige Unternehmen enthalten.
IG-Metall-Tarifvertrag: Pauschalabfindungen und Lohnerhöhungen von 8,5 Prozent
So können Unternehmen beispielsweise die 2018 vereinbarte und jährlich auszuzahlende sogenannte zusätzliche Tarifzulage (T-Zug) auf das nächste und übernächste verschieben, verkürzen oder streichen. Voraussetzung ist, dass ihre Nettoumsatzrendite unter 2,3 Prozent liegt. Allerdings steigt das Mehrgeld von rund 400 heute auf 600 Euro. Tagus Top-Jobs Finden Sie jetzt die besten Jobs und lassen Sie sich per E-Mail benachrichtigen. Arbeitgeber könnten vor allem prüfen, in welchem Kalenderjahr sie die Teuerungsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 3.000 Euro zahlen wollen, betonte Marquardt. „So schaffen wir einen sehr großen Hebel in der Kostenvariabilität und berücksichtigen unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen.“ Es ist vorgesehen, dass der Teuerungsbeitrag in zwei Raten zu je 1.500 € zum 1. März 2023 und zum 1. März 2024 ausgezahlt wird. Der Arbeitgeber kann jedoch nach eigener Entscheidung vorziehen, beispielsweise im laufenden Jahr, oder – zusammen mit der Betriebsrat – sie zu verschieben. In jedem Fall müssen im Januar 2023 mindestens 750 € gezahlt werden. Verhandlungsführer Roman Zitzelsberger (IG Metall, links) und Harald Marquardt (Südwestmetall) Die Kostenbelastung für Unternehmen ist schwer zu beziffern, da normale Verfahren auf Bruttorechnungen basieren, die Inflationsprämie jedoch steuer- und steuerfrei ist. Südwestmetall stellt folgende grobe Modellrechnung auf: Zahlt ein Unternehmen im Dezember die erste Rate der Inflationsprämie, bedeutet der Abschluss für dieses Jahr eine Kostensteigerung von knapp 3 % gegenüber dem Vorjahr. Im nächsten Jahr beträgt die Abgabe 3,5 Prozent, wenn das Unternehmen die erste Stufe der prozentualen Erhöhung zahlt und im Gegenzug die zweite Rate der 2024 fälligen Inflationsprämie vorschießt. 2024 stiegen die Kosten bis Ende 2024 nochmals um knapp zwei Prozent Zeitraum Ende September. Dank Diversifikationsmöglichkeiten können Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten etwa einen Prozentpunkt der Kostenbelastung einsparen.
Der Tarifvertrag für die Metallindustrie soll die Wirtschaft in Deutschland stützen
Mit der Forderung nach acht Prozent mehr Geld über zwölf Monate startete die IG Metall die im September begonnenen Verhandlungen auf Landesebene. Er hatte in den Vorrunden deutlich gemacht, dass ohne eine Tabellenerhöhung, also ohne eine dauerhafte prozentuale Erhöhung der Löhne und Gehälter, kein Abschluss zu erreichen sei. Die IG Metall verwies auf die hohe Inflation, die im Oktober mit 10,4 % auf den höchsten Stand seit 1951 gestiegen sei. Nach Angaben der Gewerkschaften haben seit dem Ende der Friedensverpflichtung am 29. Oktober mehr als 774.000 Beschäftigte an Warnstreiks teilgenommen, um die Forderungen zu bekräftigen. Für den Fall, dass die Verhandlungen scheiterten, hatte die Gewerkschaft mit einer Eskalation der Arbeitskampfmaßnahmen durch sogenannte 24-Stunden-Streiks oder erzwungene Streikwahlen gedroht. „In einer äußerst schwierigen Zeit ist es gelungen, die Beschäftigten deutlich zu entlasten, die Einkommen nachhaltig zu stabilisieren und die Kaufkraft zu stärken“, lobte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann den Kompromiss. Mit dem Tarifabschluss unterstützt die Metall- und Elektroindustrie auch die Wirtschaft in Deutschland. Stattdessen hatten die Arbeitgeber in Verhandlungen darauf hingewiesen, dass Deutschland im nächsten Jahr auf eine Rezession zusteuert und daher wenig Spielraum für eine Verteilung besteht.
Lesen Sie hier: Details aus dem Abschlussbericht der Erdgaskommission – Diese Anforderungen gelten für Unternehmen, die staatliche Beihilfen erhalten Zudem sollten die guten Ergebnisse von Unternehmen wie Siemens, die am Donnerstag operative Rekordgewinne verbuchten, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage in der Metall- und Energiebranche insgesamt sehr gemischt ist.
Metall- und Elektroindustrie: Unternehmen fürchten um ihre Existenz
Vor allem viele kleine und mittelständische Unternehmen fürchteten aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise um ihre Existenz. Zudem würden aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit oder Lieferschwierigkeiten viele Bestellungen storniert. Wie zur Bestätigung meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag, dass die Auftragsrückstände in der deutschen Industrie erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder gesunken seien.
Tarifvertrag in der Metall- und Elektroindustrie
Die Arbeitgeber hatten zunächst nur eine Inflationsprämie von 3.000 Euro versprochen und angeboten, über eine dauerhafte prozentuale Erhöhung zu sprechen, wenn die Gewerkschaft einer langfristigen Laufzeit von 30 Monaten zustimme. Sie forderten auch eine automatische Abweichung im Tarifvertrag, also die Möglichkeit für Unternehmen, einzelne Tarifpositionen zu verzögern oder nicht zu zahlen, wenn bestimmte Geschäftskennzahlen niedriger sind, ohne dass die Gewerkschaft zustimmen muss. Zudem hatte der Präsident des Arbeitgeberverbandes, Stefan Wolf, darauf bestanden, dass ein mögliches Tarifergebnis neu bewertet werden müsse, wenn es in Deutschland weiterhin zu Gasengpässen komme und die Unternehmen deshalb die Produktion massiv drosseln oder gar einstellen müssten. Die Tarifvertragsparteien haben sich nun auf einen Prozess geeinigt, der sicherstellt, dass auf einen solchen Energienotstand schnell reagiert werden kann. Wolf bezeichnete den Tarifvertrag als „Fortschritt in hoffentlich bessere Zeiten“. Das Ergebnis bedeutet eine schwere Belastung für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung in der Branche. Ein Arbeitskampf würde noch mehr Schaden anrichten und dem Standort den Untergang bringen. Bundeskanzler Olaf Solz hat am Freitagnachmittag ausdrücklich begrüßt, dass der Tarifvertrag eine steuer- und steuerfreie Zahlung von 3.000 Euro vorsieht. Tarifverträge kommentiere die Regierung normalerweise nicht, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin auf Nachfrage. Die Kanzlerin stehe dem Tarifvertrag mit Nutzung der Pauschalierung aber sehr positiv gegenüber, fügte sie hinzu. Dass diese staatlich geschaffene Chance nun genutzt wird, zeigt sich in mehreren Tarifverträgen. „Das ist eine gute Entwicklung“, sagte Hebestreit. Auf die Frage, ob die erste Rate der Steuerfreizahlung im März 2023 zu spät komme, sagte er: „Damit kann die Kanzlerin leben.“
Druck durch Tarifverhandlungen in der chemischen Industrie
Durch den Tarifabschluss in der chemisch-pharmazeutischen Industrie hatte sich der Tarifdruck in der Metall- und Elektroindustrie erhöht. Dort hatten die Gewerkschaft IG BCE und der Arbeitgeberverband BAVC Mitte Oktober vereinbart, dass die Löhne und Gehälter in zwei Stufen um insgesamt 6,5 Prozent steigen. Hinzu kommen die 3.000 Euro Inflationsprämie, die der Bund von Steuern und Abgaben erlassen will. Die Zahlung erfolgt in zwei Raten zu je 1500 Euro. Der Tarifvertrag Chemie hat eine Laufzeit von 20 Monaten bis Ende Juni 2024.
Lesen Sie hier: Es gibt einen Tarifvertrag – Chemiker bekommen ein höheres Gehalt und eine Sonderzahlung Nach dem Pilottarifvertrag Metall in Baden-Württemberg wird nun in den übrigen Tarifgebieten darüber verhandelt, ob dem Ergebnis zugestimmt wird. Dies ist jedoch im Allgemeinen der Fall, manchmal mit leichten regionalen Abweichungen. Der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Metall-Arbeitgeberverbandes VBM, Bertram Brossardt, sprach von einem Kompromiss, der für viele Unternehmen an die Schmerzgrenze und für manche darüber hinaus gehen werde. General-Metal-Chef Wolf betonte, dass das Ergebnis im Laufe des Abends von den Mitgliedsverbänden breit getragen werde. Er rechnet daher mit einer schnellen Aufnahme der Pilotenqualifikation. Die nächste große Tarifrunde ist für Anfang nächsten Jahres geplant. Die Verhandlungen für etwa 2,5 Millionen Bundes- und Kommunalbedienstete beginnen am 24. Januar. Mehr: Die höchsten Tarifforderungen seit Jahren – droht jetzt die Lohn-Preis-Spirale? Erstveröffentlichung: 18.11.22, 03:28 (zuletzt aktualisiert: 18.11.22, 15:21).