Twitter hat sich nicht beruhigt, seit Elon Musk vor drei Wochen übernommen hat. Der reichste Mann der Welt lässt beim SMS-Dienst nichts unversucht. Entlassungswellen wechseln sich ab mit Forderungen, die Belegschaft ins Unternehmen zurückzubringen.

Alles neu

Kurz nach der Übernahme Ende Oktober entließ Musk den damaligen Twitter-Chef Parag Agrawal, den Finanzvorstand Ned Segal und den Chief Legal Officer Vijaya Gadde. Er übernahm den Spitzenjob selbst und leitet heute fünf Unternehmen, darunter den Elektroautohersteller Tesla und das Raumfahrtunternehmen SpaceX.

Musk entließ zunächst etwa 3.700 Menschen, die Hälfte der damaligen Belegschaft, und forderte dann einige von ihnen auf, zurückzukehren. Kurz darauf streicht er die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Mitte November stellte der neue Eigentümer von Twitter den Mitarbeitern ein Ultimatum, „lange, hochintensive Arbeitszeiten“ zu akzeptieren oder mit einer Abfindung davonzukommen.

Twittern vor dem Ende?

Laut Digitalisierungsexperte Mic Hirschbrich ist die Infrastruktur von Twitter „deutlich komplexer“ als vergleichbare Dienste. Problematisch könnte daher die Tatsache werden, dass die Zahl der Arbeitnehmer immer weiter abnimmt. „Wenn es weniger als ein Drittel der Arbeiter sind, dann kann es haarig werden“, sagt er im PULS 24-Interview.

Unter den Mitarbeitern gebe es „viel Frustration“, und man wüsste nicht, wie viele Mitarbeiter tatsächlich auf Twitter unterwegs seien. „Ich persönlich würde Twitter unter Elon Musk nicht aufgeben“, sagt der Digitalisierungsexperte jedenfalls.

Neue Geschäftsmodelle

Am 5. November führt Twitter den kostenpflichtigen Premium-Account „Twitter Blue“ ein. Es bietet unter anderem einen blauen Haken, der ein Konto als verifiziert markiert. Drei Tage später folgt die Ankündigung eines “offiziellen” Siegels für die Medien oder die Regierung, das neben dem Abonnementmodell für acht Dollar im Monat eingeführt werden soll. Am 9. November fordert Musk das Label „Official“ zurück. Am 11. November ist „Twitter Blue“ Geschichte, da gefälschte Accounts wie Pilze aus dem Boden schießen. Doch einige Nutzer lassen sich mittlerweile mit dem „Official“-Siegel schmücken. Einige Tage später kündigte Musk eine neue Version des Abo-Modells für den 29. November an.

Suchfunktion und Langtexte

Anfang November kündigte Musk eine verbesserte Suchfunktion an. Seine aktuelle erinnert an die Suchmaschine Infoseek von 1998. Auch das Anhängen längerer Texte an Tweets soll künftig möglich sein. Darüber hinaus wird es den Benutzern ermöglicht, jede Form von Beitrag zu monetarisieren. Twitter-Nutzer, die Parodie-Accounts nicht eindeutig als solche identifizieren, werden ohne Vorwarnung von der Plattform entfernt, schrieb Musk am 6. November. Am selben Tag verkündet er das Ziel, Twitter zur „genauesten Informationsquelle“ zu machen. Er will unter anderem die Verhaltensregeln auf der Plattform lockern.

Angst vor Insolvenz

Viele Unternehmen wie Volkswagen oder United Airlines schalten vorerst keine Anzeigen mehr auf Twitter. Werbung ist bisher die Haupteinnahmequelle von Twitter. Der selbsternannte „Redefreiheitskämpfer“ Musk warb daraufhin für Vertrauen. Er möchte die Plattform zu einer Kraft für die Wahrheit machen und gefälschte Konten stoppen. In einem Arbeitstreffen warnt er jedoch vor einer möglichen Pleite des SMS-Dienstes.