18.11.2022, 19:59 Uhr
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sich Botschafter Andriy Melnyk in Berlin stark für Hilfe für sein Land eingesetzt. Manchmal macht er einen Fehler in seiner Wortwahl. Der Diplomat wird von nun an den Posten des stellvertretenden Außenministers in Kiew bekleiden.
Der ehemalige Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andriy Melnyk, wurde zum stellvertretenden Außenminister ernannt. Diese Entscheidung wurde vom Ministerkabinett in Kiew getroffen, berichteten ukrainische Medien unter Berufung auf den Regierungsvertreter im Parlament Taras Melnychuk.
Auf Nachfrage bestätigte Melnyk den Termin. Er dankte Präsident Wolodymyr Selenskyj, Außenminister Dmytro Kuleba und der gesamten ukrainischen Regierung für ihr Vertrauen. „Es ist eine große Ehre und eine große Verantwortung, meinem Land nach mehr als 25 Jahren im diplomatischen Dienst in dieser neuen, sehr wichtigen Position zu dienen.“ Er freue sich „riesig“ auf das neue Projekt.
Melnik ist seit Januar 2015 Botschafter in Deutschland und hat sich hier mit einer für einen Diplomaten ungewöhnlich harten Haltung gegenüber der Bundesregierung einen Namen gemacht. In den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges in der Ukraine wurde er zu einem der häufigsten Gäste in deutschen Talkshows. Melnik forderte ständig Panzer und Flugabwehrgeschütze und warf der Bundesregierung Zögern vor.
“Ich glaube, ich habe es geschafft, die Deutschen für die Ukraine zu interessieren, dafür zu sorgen, dass die Menschen hier die Ukraine wirklich erkennen und verstehen”, sagte Melnyk kurz vor seiner Abreise aus Berlin.
Melnyk zog während seiner Amtszeit Kritik auf sich, als er in einem Interview den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera als ukrainischen „Freiheitskämpfer“ bezeichnete und die Verantwortung für die Massaker an Juden und Polen im Zweiten Weltkrieg abstritt. Gegenüber dem „Spiegel“ räumte er später ein: „Sie haben recht – die Person Bandera muss überdacht werden.“
Einen negativen Eindruck hinterließ auch, als Melnik Bundeskanzler Olaf Solz als “angeschlagene Leber” bezeichnete, weil er sich nach einer Ausreise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zunächst geweigert hatte, nach Kiew zu reisen. Melnik kehrte Mitte Oktober nach Kiew zurück. Auch nach seiner Pensionierung äußerte er sich weiterhin via Twitter zur deutschen Politik. Melnyks Nachfolger als Botschafter in Berlin ist Oleksii Makeiev.