Die 1979 in Vorarlberg geborene und in Berlin lebende Autorin folgt Friederike Mayröcker („fleurs“), Eva Menasse („Tiere für Fortgeschrittene“), Daniel Wisser („Königin der Berge“), Norbert Gstrein („ Als ich jung war“), Xaver Bayer („Geschichten mit Marianne“) und Raphaela Edelbauer („Dave“) auf der Preisträgerliste des seit 2016 bestehenden und vom Bundesministerium für Kunst, Kultur gemeinsam ausgerichteten Preises. Öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS) mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels Der Österreichische Buchpreis bildet den Auftakt zum Buch Wien, dem wichtigsten Event der österreichischen Buchbranche, das heuer von Mittwoch bis Sonntag stattfindet. KiWi Verlag Verena Roßbacher: Mon Cheri und unsere gebrochenen Seelen, KiWi Verlag, 512 Seiten, 24,95 €
Frauenfigur “die Sie nie vergessen werden”
Besonders Roßbachers Protagonist Charlie Benz wurde von der Jury als weibliche Figur „man vergisst“ ausgezeichnet. Die Ich-Erzählerin ist zunächst langjähriger Single und arbeitet ohne nennenswerte Marketingkenntnisse als Werbeleiterin beim Berliner Start-up LuckyLili, das erfolgreich vegane Müsliriegel verkauft. Charlie hat viele Ängste, einschließlich Eröffnungsbriefen, weil sie schlechte Nachrichten bringen könnten. Also öffnet Herr Schabowksi ihre Post, mit dem sie auch all ihre Ängste bespricht. „Eine desolate und komische Frauenfigur und daher selten in der Literaturgeschichte“, urteilte die Jury. „Weil queere Frauen es mit der Leserschaft schwer haben.“ Dass Charlie nicht nur lustig, sondern auch ein „Pionier alternativer Lebens- und Liebesmodelle“ ist, zeigt sich auf den 500 Seiten, auf denen sie Herrn Schabowksi durch seine Ängste und eine schwere Krankheit begleitet, plötzlich drei Männer als Väter. für ihr ungeborenes Kind wird befragt und verfolgt die Geschichte ihrer Vorfahren in Bad Gastein. Die anderen vier Shortlist-Kandidaten Robert Menasse („The Extension“), Anna Kim („Story of a Child“), Helena Adler („Fretten“) und Reinhard Kaiser-Mühlecker („Wilderer“) erhielten jeweils 2.500 Euro.
Debütpreis für kraftvollen psychiatrischen Roman
Der von der Arbeiterkammer gestiftete Debütpreis ging an Lena-Marie Biertimpel. Die 1991 in Hamburg geborene Autorin studierte Sprachkunst an der Hochschule für Angewandte Kunst und machte zuvor durch ihre Theaterarbeit auf sich aufmerksam. In „Luftkissen“ folgen die Leser einer Ich-Erzählerin in der Krise durch ihren Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt. „Peach“, wie ihr weit entfernter Freund Johnny sie nennt und mit dem sie per Handy-SMS kommuniziert, erkundet im Laufe des Romans auch die Vergangenheit einer zerrütteten Familie, ihrer Eltern und der beiden Brüder, die sie liebt, es nennt nur das „Eine“ und das „Andere“. Christoph Welkovits Lena-Marie Biertimpel erhält Debütpreis für ihren Ich-Erzähler-Psychiatrieroman „Pfirsich“ Trotz stellenweiser Action und Brutalität steckt aber auch viel Einfühlungsvermögen in diesem sprachlich aufwändigen Roman, der sich in kürzeste Kapitel gliedert und von der Jury als „ein eindringliches Debüt“ bezeichnet wird, das „kraftvoll und zart zugleich ist Zeit”. Die beiden anderen Shortlist-Kandidatinnen Sirka Elpass (“Ich föhne meine Wimpern”) und Anna Maria Stadler (“Maremma”) erhielten ebenfalls jeweils 2.500 Euro.